"Das Mittelrheintal braucht spätestens zur Buga 2029 mehr gute Restaurants, modernere Hotels und attraktivere Ferienwohnungen. Kreative Köpfe wieSonja Spano sorgen dafür, dass es ein Leben jenseits der Wachstuchtischdecken und Monoblockstühle gibt. Die Raumausstatterin aus Boppard hat in diesem Jahr u.a. das Restaurant des „Eisernen Ritter“ umgestaltet. 7 Fragen an eine Inneneinrichterin, die gern selber mit anpackt.
Sonja, am Mittelrhein legt man großen Wert auf die optisch ansprechende Sanierung von Häusern. Es gibt sogar offizielle Empfehlungen für Fassadenfarben – auch wenn sich nicht jeder daran hält. Du bist für das zuständig, was sich hinter den Fassaden abspielt. Hast du das Gefühl, dass die Leute innen genau so sorgfältig gestalten wie außen?
Auf jeden Fall. Auf ein schönes Interior wird genau so viel Wert gelegt. Allerdings denke ich auch, dass in den vergangenen Jahren an Fassaden viel gemacht wurde. Wegen der Zuschüsse für den energetischen Bereich ist Dämmung ein großes Thema.
Welche Leute leisten sich am Mittelrhein eine Raumausstatterin, und was ist der Unterschied zu einer Innenarchitektin?
Alle, die Qualität und fachliche Umsetzung zu schätzen wissen und wo Ideenreichtum gefragt ist. Mein Kundenstamm ist bunt gemischt. Aber gerade bei jungen Kunden merke ich, dass ein Umdenken stattfindet. Es wird großen Wert auf Individualität gelegt.
Der Unterschied zwischen Innenarchitektur und Raumausstattung liegt darin, dass Raumausstattung ein handwerklicher Ausbildungsberuf ist. Das Schöne daran ist, dass ich zum größten Teil meine Ideen auch selbst umsetze.
Du hast italienische Wurzeln. Für mich ist Italien das Land mit den am geschmackvollsten eingerichteten Hotels und Ferienhäusern – vor allem auf dem Land. Warum wirken deutsche Unterkünfte oft so steril und lieblos möbliert?
Als Italienerin bin ich jetzt natürlich ein wenig befangen … Es gibt auch hier wunderschöne und sehr gelungene Unterkünfte. Aber ich weiß, was du meins. Viele, die mich kennen und mit mir gearbeitet haben, bezeichnen mich als eine perfektionistische Chaotin. Wenn alles zu 100 Prozent aufeinander abgestimmt ist, wirkt es oft lieblos und vielleicht steril, da einfach eine persönliche Note fehlt. Liebe zum Detail und ein bisschen Mut zum „nicht zueinander passen“ ist der Schlüssel zum charmanten Wohnen. Also ruhig mal verschiedene Stile kombinieren.
Natürlich gibt es am Mittelrhein auch viele positive Beispiele. Welche Restaurants und Hotels findest du besonders gelungen?
Es gibt so einige, die mir gefallen, die kann ich gar nicht alle aufzählen. Beispielsweise
L´Osteria in Koblenz, das Altstadthotel & Café in Koblenz und seit März natürlich der "Eiserne Ritter" in Weiler, dessen Restaurant ich gestalten durfte.
Gibt es ein Objekt am Mittelrhein, das dich besonders reizen würde?
Die gibt es sicherlich. Mein Wunsch war es schon immer, Hotelzimmer auszustatten und mit Auftraggebern zusammenzuarbeiten, die mir einen gewissen Freiraum geben zum kreativen Austoben.
Interior Design ist nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern auch des Geldes. Was würdest du einem Gastronomen oder Hausbesitzer raten, der mit geringem Budget eine richtig abgeranzelte Bude verschönern will?
Es empfiehlt sich, am Anfang zu überlegen, welcher Stil passt bzw. welchen Stil ich reinbringen möchte, um einen ganzheitlichen Plan zu haben. Also wie soll es zum Schluss aussehen, und daran auch festzuhalten, damit es ein rundes Bild ergibt.
Ansonsten: Wände streichen! Wenn man Farbe richtig und gezielt einsetzt, kann man unheimlich schöne Stimmungen und Wirkung erzeugen.
Und: Weniger ist mehr. Ein konsequenter Minimalismus, bewusst dekoriert. Anstelle vieler günstiger Accessoires lieber wenige, dafür aber ausgewählte Stücke einsetzen.
Was ist dein Mittelrhein-Geheimtipp? Wo kehrt Sonja Spano nach Geschäftsschluss besonders gern ein, und welcher Laden hier würde dir besonders fehlen?
An Sommerabenden der Historische Karmeliterhof in Boppard. Die Außenbestuhlung mit Blick auf den Rhein, im besten Fall noch ein Aperol Spritz …ein Traum.
In Koblenz eGeLoSia, die einzige Eisdiele mit der Sorte „Zuppa Inglese“, die mich immer von Kalabrien schwärmen lässt. Und ich liebe das klassische Café Baumann.
Fehlen würde mir in Boppard der Feinkostladen Hermannspahn und der Bioladen."
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